Jetzt war die Laune ganz im Arsch. Leevi war an diesem Tag fröhlich aufgewacht und hatte sich gemütlich zurecht gemacht und hatte sich dann irgendwann auf den Weg gemacht, mit seinen eigenen Liedern im Ohr und es war ein toller Tag gewesen. Aber jetzt hatte er das Restaurant betreten und er fühlte sich, als wäre er seit Jahren nicht mehr da gewesen. Plötzlich kam diese junge Blondine, machte einen unsicheren Eindruck und redete wirres Zeug und schon war die Laune weg. Aber er wollte sich anhören, was sie zu sagen hatte, denn immerhin war er zugegebenermaßen ganz schön neugierig und deswegen dackelte er auch hinter ihr her, bis sie in seinem Büro ankamen. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht, aber Leevi konnte es absolut nicht einschätzen, was es genau war, da musste er eben abwarten.
Charlotte Ellington. Er könnte schwören er hatte diesen Namen schonmal gehört. Aber wo? Und wann? Und warum? Es brachte nichts sich darüber Gedanken zu machen. Der Gedanke, was sie zu sagen hatte drängte sich sowieso immer wieder davor. Auch der Gedanke, dass sie ihn vielleicht nur um den Finger wickeln wollte machte sich immer weiter in seinem Kopf breit. Aber das würde ihm sehr wohl gefallen, das musste er schon zugeben. Im Büro angekommen, setzte auch Leevi sich hin und schluckte, er rutschte tiefer in den Stuhl und lehnte sich entspannt zurück. Ja, hier in diesem Büro war auch schon einiges passiert, aber das wollte er dann doch lieber für sich behalten. Der Finne blickte die junge Frau an und hob etwas eine Augenbraue. "Also... Was ist hier los?" fragte er ganz direkt nach, ließ einen kurzen Blick nochmal durch das Büro schweifen und blickte am Ende aber wieder Charlotte an.

@Charlotte Auden Ellington

Sie hatte nicht vorgehabt, seine gute Laune zu ruinieren, aber was blieb ihr anderes übrig? So tun als wär nichts würde sie nicht weiter bringen und immerhin wussten alle Mitarbeiter, was passiert war. Außerdem war sie eine sehr schlechte Lügnerin - sie hätte Leevi nicht sagen können, dass alles ok war und Kadeen nur im Urlaub.
Auch wenn der große junge Mann sicher attraktiv war, war ihn zu verführen nicht mal etwas, woran sie dachte. Abgesehen davon, dass sie nachts noch immer von ihrem Freund träumte, den sie in London zurück gelassen hatte, hatte sie ganz andere Sorgen, als den Bürgern von Northpoint schöne Augen zu machen. Schon gar nicht denen, die mit ihrem Vater befreundet waren.
Im Büro angekommen saß sie dann auf dem eigentlich gemütlichen Sessel, aber sie war so angespannt, dass das weiche Leder auch Plastik hätte sein können. Bei seiner Frage seufzte sie und fuhr sich durch die Haare, bevor sie wieder aufblickte. "Kadeen hatte einen Unfall." fing sie dann vorsichtig an. Laut der Polizei war sein Wagen im strömenden Regen von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Aber Einzelheiten wollte sie nicht sofort erläutern. "Vor etwas über zwei Wochen. Es tut mir sehr leid." Viel zu viele Leute hatten ihr gegenüber ihr Mitgefühl ausgedruckt und Charlotte hatte nur stumm dagestanden. Sie hatte Kadeen nicht gekannt, noch nicht mal von seiner Existenz gewusst, bis sie von seinem Tod benachrichtigt wurde. Aber Leevi hatte ihn gekannt, anscheinend sogar sehr gut. "Ich..ich bin die neue Besitzerin des "Cinnamon Boys" erklärte sie dann ihre Anwesenheit. Das er genau darüber fragen haben würde war ihr bewusst, schließlich bemerkte man ihren englischen Akzent und ihre Unsicherheit im Restaurant sofort.

@Leevi Burton

So, jetzt war er echt mal gespannt, was so wichtig war, dass man es nicht kurz unten besprechen konnte. Wenn Kadeen im Urlaub gewesen wäre, dann hätte er ihm das Erstens gesagt und zweitens hätte die junge Frau dann auch einfach sagen können, dass er im Urlaub sei. Also machte das ganze irgendwie keinen Sinn. Aber ehe Leevi weiter darüber nachdenken konnte, rückte sie auch sofort mit der Sprache raus. Der Finne hielt sofort die Luft an und rührte sich keinen Meter. Er starrte sie an, oder eher durch sie hindurch und wusste einige Sekunden nicht, was er hätte sagen sollen. Er beugte sich vor, machte den Mund auf um etwas zu sagen, schloss dann den Mund wieder und lehnte sich zurück, strich mit seiner Hand über sein Gesicht und schluckte endlich alles runter was er gerade fühlte, damit er antworten konnte. "Das ist nicht dein ernst." sagte er monoton und merkte gar nicht, dass er sie plötzlich dutzte, aber das war gerade sein kleinstes Problem. "Warum hab ich verdammt nochmal davon nichts mitbekommen?" fragte er nun und wirkte leicht sauer, obwohl Charlotte doch gar nichts dafür kannte. Leevi hielt erneut die Luft an und sah auf die Seite. Er wusste nicht was er machen sollte, aufstehen und einfach gehen? Aber was würde ihm das bringen? "Verdammte scheiße." flüsterte, stützte seine Ellbogen auf seinen Beinen ab und ließ den Kopf hängen. Er wollte auch gar keine Details wissen, dass sie sagte, dass es ihr leid tat, reicht das vollkommen aus. Der Finne starrte noch eine ganze Weile auf den Boden, bis sie wieder das Wort ergriff und sagte, dass sie nun die Besitzerin war. Sein Blick suchte schnell ihren und wieder runzelte er seine Stirn. Leise knirschte er mit den Zähnen und stand ohne Ton auf. "Charlotte Ellington." sagte er nur wieder und ging zu dem Regal, das im Büro stand, suchte ein ganz bestimmtes Buch und zog es heraus, etwa die Mitte des Buches schlug er auf und nahm ein kleines Foto heraus. Auf dem war ein kleines blondes Mädchen, von ungefähr 4 Jahren. Warum wusste er das noch? Kadeen hatte immer mal wieder von 'seiner kleinen Charlie' geredet und hatte ihm einmal diese Foto gezeigt. "Das kann doch nicht sein." murmelte er und legte das Foto auf den Schreibtisch. "Du bist seine Tochter!" kam es plötzlich aus ihm heraus und er schaute ihr von einem Auge ins andere und konnte nicht mehr, ihm rutschte eine kleine Träne über die Wange, die er sofort wegwischte und sie nur wieder ansah. Er hatte sich so über den Tisch gebeugt, dass er sie besser betrachten konnte und war ihr gerade unwahrscheinlich. "Du bist die kleine Charlie..." seufzte er und fuhr sich durch sein Haar, ehe er sich wieder zurück auf den Stuhl fallen ließ. Das konnte doch nicht wahr sein...

@Charlotte Auden Ellington

Wenn es sich wirklich nur um etwas triviales wie Urlaub gehandelt hätte. hätte Charlotte Leevi schon am Eingang gesagt, was Sache sei. Unnötig heraus zögern war nicht ihr Ding, es sei denn es handelte sich um Dinge, über die sie nicht einfach reden konnte. Außerdem war Leevi jetzt sicherlich froh über die Privatsphäre, die die vier Wände des Büros boten. Die meisten Kunden ging es ja auch gar nichts an, das der alte Besitzer nicht mehr am Leben war. Ihre Worte schienen ihr Gegenüber zu schockieren und sie hatte auch nichts anderes erwartet. Sie hatte das ganze erst für einen fiesen Scherz gehalten, bevor auch sie von Schock übernommen wurde.
Räuspernd rückte sie etwas zurecht, bevor sie wieder das Wort ergriff. "Leider schon." Das er auf einmal "du" sagte, war ihr egal, schließlich hatte sie ihm gerade sehr aus dem Konzept gebracht. Schlechte Nachrichten zu überbringen war nicht einfach und Charlotte hatte es noch nie machen müssen - zum Glück. "Ich weiß es nicht. Ich bin selber erst seit ein paar Tagen hier.." Sie wusste nicht, wie nahe sich die beiden gestanden hatten und auch nicht, welche Einwohner ihren Vater gekannt hatten. Sie lehnte sich etwas zurück, aus der Reichweite von Leevi, denn inzwischen wirkte er recht sauer. Doch dann schien die Trauer Oberhand zu nehmen und er ließ seinen Kopf senken. "Es tut mir wirklich sehr Leid, Mr. Burton." Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen.
Doch dann sah er wieder auf und sie blickte ihn etwas verwundert an, bevor er plötzlich aufstand. "Ja?" Er hatte erneut ihren Namen wiederholt und inzwischen war sie sich ziemlich sicher, dass ihr Name ihm irgendetwas sagte. Ihr Blick verfolgte ihm, als er zu einem der Regale ging und ohne zu zögern ein Buch heraus zog. Von ihrer Position aus konnte sie nur sehen, dass es sich um ein altes Buch handelte, aber nicht, welches es war. Anscheinend war das auch nicht wichtig, denn er nahm nur ein Foto heraus. "Was kann nicht sein?" fragte sie, noch immer verwirrt, doch dann erblickte sie das Foto.
Es war von ihr, das erkannte sie sofort. Die langen blonden Haare und das Lächeln würde sie überall erkennen. Sie war damals ungefähr 4 gewesen und saß auf einer Schaukel im Garten ihrer Großeltern. Vage konnte sie sich daran erinnern, es war im Sommer gewesen und ihre Eltern hatten beide frei gehabt, also waren sie nach Aberdeen hochgefahren und eine Woche bei ihren Großeltern geblieben. Für ein paar Sekunden starrte sie einfach nur überrascht auf das Bild, bevor sie bei den Worten ihres Gegenübers wieder aufsah. Zögerlich nickte sie dann. "Ja, ich.. Kadeen war mein leiblicher Vater." Erneut ging ihr Blick zu dem Bild, bevor sie wieder zu Leevi sah. "Hat er Ihnen von mir erzählt?" Wie sehr sie doch wissen wollte, was Kadeen von ihr gewusst hatte. Warum er sie in seinem Testament als Tochter erwähnt hatte, aber nie Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Doch dann verzog sie das Gesicht. "Eigentlich bevorzuge ich Lottie" Im Kindergarten hatte sie einen Freund namens Charles gehabt, den alle Charly genannt hatten, also war sie Lottie gewesen.

@Leevi Burton

Kadeen war tot und Leevi konnte nichts mehr dagegen machen. Warum zur Hölle war er nicht da gewesen? Vielleicht hätte er irgendwas verhindern können, wenn er da gewesen wäre- Oh, machte er sich jetzt Vorwürfe, auch wenn er wusste, dass es nichts mehr brachte. Warum starben denn alle Menschen die ihm wichtig waren in seiner Gegenwart? Seine Mutter hatte er nicht mal kennen gelernt und auch sein Dad hatte ihn sehr schnell verlassen. Jetzt auch noch sein sehr guter Freund Kadeen. Was sollte das denn? Gut, er konnte nichts mehr ändern und sich darüber aufzuregen, das war natürlich auch nicht Sinn der Sache, deswegen sollte er jetzt versuchen sich mal unter Kontrolle zu halten, sonst würde vielleicht seine Tochter auch noch verrückt werden, er konnte sich vorstellen, dass es auch für sie nicht gerade einfach war, ihr Dad war tot, sie hatte plötzlich ein Restaurant, um das sie sich kümmern musste. Vielleicht hatte sie hier gar niemanden? Sie wirkte nicht so, als würde sie von hier kommen, sie hatte einen anderen Akzent. Vielleicht sollte er ihr seine Hilfe anbieten, immerhin kannte er den Laden sehr gut und ihren Vater hatte er auch ganz gut gekannt.
"Nein.. Nein schon gut. Ich werde das schon irgendwie... Ist ja auch egal. Mir tut es für dich leid, Lottie." sagte er und konnte sich ein Grinsen ehrlich nicht verkneifen. "Wo kommst du denn her? Kadeen hat dich manchmal erwähnt, aber mehr als du noch jünger warst. Also ich hab seit Jahren nichts mehr von dir aus seinem Mund gehört... Ich hab keine Ahnung woran das liegt. Ich glaube das Bild hat deine Mutter damals deinem Vater geschickt. Aber das ist alles was er von dir hatte. Er hat selten über dich geredet, mit mir aber am meisten. Ich hab deinen Dad ganz gut gekannt, denke ich.. Warum hast du ihn nie besucht?" fragte er jetzt mal. Er hatte nämlich nicht den Eindruck, als ob es sie sehr getroffen hatte, dass er Tot war. Vielleicht brauchte sie aber auch jemand zum reden? "Hör zu... Als Erstes kannst du Leevi zu mir sagen, irgendwie gehöre ich ja zur Familie und zweitens, wenn du jemanden zum Reden brauchst, oder jemand der dir irgendwas zeigt, dann kannst du dich gerne an mich wenden." sagte er und machte ihr so nur ein Angebot, ohne Hintergedanken das sie annehmen kann oder auch nicht.

@Charlotte Auden Ellington

Sie konnte sehen, dass es für Leevi nicht einfach war, diese Informationen zu verarbeiten. Auf seinem Gesicht war erkennbar, dass er mit verschiedenen Emotionen kämpfte und Charlotte konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es ihm damit ging. Bis auf ihre Urgroßeltern, die friedlich im Schlaf gegangen waren, hatte sie noch nie einen geliebten Menschen verloren. Nicht auf so eine fatale, unänderliche Art.
Bei seinen Worten schenkte sie ein sympathisches und mitfühlenden Lächeln, sagte aber nichts zu seinen letzten Wochen. So merkwürdig es auch klang, konnte sie nicht wirklich um ihn trauern. Sie war eher traurig - schon fast wütend darüber - dass sie nie die Chance gaben würde, ihn überhaupt kennen zu lernen. Bis auf sein Haus, sein Restaurant, sein Geld und eine Handvoll Fotos von ihm hatte sie nichts, was ihr ihren Vater erklärte. Teilweise war genau das der Grund, warum sie hier war. Sie wollte rausfinden,w er ihr Vater war, schließlich hatte sie jahrelang geglaubt, ihn zu kennen.
"London. Geboren und aufgewachsen. Obwohl ich mir da gar nicht mehr so sicher bin.." Vielleicht war sie auch gar nicht in London geboren, zumal ihr Vater hier gelebt hatte. Sie hatte nicht den Nerv gehabt, mit ihr Mutter über Details zu reden, noch nicht. Seine nächsten Worte nahm sie erst ein mal still hin, nicht wissend, was sie darauf überhaupt sagen sollte. Er hatte also von ihr ihr ganzes Leben lang gewusst und auch über sie geredet. Zumindest früher. Warum hatte er aufgehört? Warum hatte sie nie von ihm gehört? Als sie die Nachricht bekommen hatte, hatte sie zuerst vermutet, er hätte kein Interesse an ihr gehabt, aber warum hätte er dann nicht nur das Foto behalten sollen, sondern auch mit seinen Freunden über sie reden sollen? "Ich wusste nicht, dass er mein Vater war. Für die letzten 25 Jahre war Clarke Ellington mein Vater, in jeder Hinsicht." erklärte sie dann. Wahrscheinlich schwang in ihren Worten etwas Wut und Verabscheuung mit, denn sie konnte einfach nicht verstehen, wie ihre Eltern ihr ihren Vater hatten vorenthalten können.
Doch dann schmunzelte sie leicht. "Einverstanden, Leevi. Und.. ich glaube, auf das herum zeigen komme ich zurück. Hier ist alles so ein Chaos, ich kenne hier niemanden und ich hab keine Ahnung, was ich überhaupt tue." gab sie dann zu. Sie war schließlich Anwältin und nicht Gastronom.

@Leevi Burton

Jetzt hieß es Zähne zusammen beißen. Denn das war für Leevi sicher keine einfache Information, die er gerade bekommen hatte. Aber so wie Männer halt waren, wollte auch der Finne den Starken markieren und deswegen versuchte er es noch nicht zu zeigen, wenn er dann alleine in seinem Haus saß vielleicht, aber vor Kadeens Tochter sicher nicht. Damit musste er jetzt eben leben, was brachte es ihm, wenn er jetzt trauerte. Es war scheiße klar und er würde ihn vermissen, vielleicht würde er sogar nicht mehr so oft hier her kommen, weil er ihn vermissen könnte, aber darüber sollte er sich jetzt keine Gedanken machen.
"Oh, London... Also ich wohne mein ganzes Leben hier und ich glaube nicht, dass Kadeen mal erwähnte, dass seine Tochter je hier gewesen war." sagte Leevi um ihr klar zu machen, dass sie wahrscheinlich auch in London aufgewachsen war, nur um ihr ein bisschen Sicherheit zu geben. Der Finne wusste nicht, was da vorgefallen war, aber vielleicht konnte er es lernen zu verstehen, wenn er seine Tochter etwas besser kennen lernte, was ja irgendwie zwangsläufig der Fall war, wenn er ihr etwas die Gegend zeigen sollte oder wie das hier alle ablief. Immerhin hatte Leevi selber eine Bar und kannte sich zumindest in der Buchhaltung auch etwas aus. Da konnte er ihr sicher etwas unter die Arme greifen.
"Also das tut mir sehr leid, ich wusste nicht, dass du nichts über ihn wusstest... Und dass das alles so gelaufen ist. Eigentlich hat er immer sehr lieb und offen über dich geredet, wie gesagt, als du kleiner warst war das noch mehr so und das ist irgendwie immer weniger geworden, aber warum genau das so ist, weiß ich leider auch nicht." sprach er über ihre Worte und hatte gerad ehrlich den Drang sie in den Arm zu nehmen, aber das wäre sicher unangebracht, zudem er auch das Gefühl hatte, dass es ihr nicht so weh tat, wie es ihm tat.
"Sehr gut, ich freue mich, wenn ich dir irgendwie helfen kann. Was hast du denn zu tun gerade? Vielleicht kann ich dir gleich mal n bisschen was zeigen. Du kannst mich auch gerne mit Fragen löchern, und ich versuche sie so gut wie möglich zu beantworten." sagte er lächelnd, zwinkerte einmal und schnappte sich dann einen Zettel und Stift, das beides auf dem Schreibtisch lag und schrieb ihr einfach mal seine Nummer auf. "Außerdem... wollte ich gerade was essen gehen, wie siehts mit dir aus, hast du Hunger?" fragte er und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. Er wollte echt nicht mit ihr flirten, aber das war eben seine Reaktion auf so hübsche Frauen, wie Lottie es eine war.

@Charlotte Auden Ellington

Charlotte war schon immer jemand gewesen, der Struktur und Ordnung vorgezogen hatte. Darin fühlte sie sich wohl, aber jetzt war ihr Leben ein heilloses Durcheinander. Vielleicht war das sogar das schlimmste daran für sie, das Chaos. Sie fand in dem ganzen Durcheinander keine Ruhe und nachts lag sie meist wach und dachte über "was wäre wenn" nach. Nicht sonderlich gesund oder förderlich, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie konnte es nicht einfach abschalten.
Kurz musste sie lächeln, als sie an London dachte. Schon immer hatte sie es dort geliebt - die Stadt an sich, die unendlichen Möglichkeiten, die Leute... Auch wenn sie das Haus ihrer Großeltern in Aberdeen oder das ihrer anderen Großeltern in Windsor liebte und nie wirklich genug Zeit dort verbringen konnte, war die Großstadt ihr Zuhause. Die Worte von Leevi ließ sie vor ein paar Sekunden auf sich wirken, bevor sie ihn dankbar anlächelte. "Ich weiß einfach nicht mehr, was überhaupt wahr ist, verstehst du?" Vielleicht war es etwas unfair, nach der Sache an allem zu zweifeln, was ihre Eltern je gesagt hatten, aber es viel ihr nicht leicht, das Ganze zu verarbeiten. Und sie hatte einfach nicht die Nerven gehabt, nach dem großen Streit noch einmal mit ihrer Mutter zu reden und zu fragen, was wirklich passiert war.
Seufzend fuhr sie sich dann mit beiden Händen durch ihre blonden Locken, bevor sie mit den Schultern zuckte. "Ich hätte nie gedacht, dass Dad.. Clarke, meine ich, nicht mein richtiger Vater ist. Weder er, noch seine Eltern haben jemals irgendwas angedeutet... Ich bin 25, kommen solche Wahrheiten nicht immer früher ans Licht? Ich habe es durch einen Brief erfahren, von Kadeens Anwalt an meinen." Und da war es schon viel zu spät gewesen. Sie hatte so viele Fragen, so viel war offen und unklar und Charlotte wollte einfach nur wissen, wer ihr Vater war. "Weißt du.. weißt du, warum er sich nie gemeldet hat? Nie Kontakt aufgenommen hat?" fragte sie Leevi dann und sah ihn unsicher an.
Nickend lachte sie dann leicht. "Vielen Dank, Leevi. Größtes Problem ist es natürlich, einen neuen Chefkoch zu finden. Einen mit Stern, wie Kadeen. Ich hab leider keine Ahnung davon, ich weiß nicht, wann ich das letzte mal überhaupt versucht habe, etwas zu kochen." Das war nur einer der Nachteile ihres verwöhnten Lebens. "Ansonsten.. die Buchhaltung ergibt keinen Sinn, es ist alles durcheinander. Die ganzen legalen Sachen waren kein Problem, da kenn ich mich aus, aber ich habe keine Ahnung, wie man ein Restaurant führt." Dankbar nahm sie den Zettel mit seiner Nummer entgegen, zog aber gleich ihr Handy raus, um sie schnell einzugeben. Zettel verlor man viel zu schnell, Nummern im Kontaktbuch eher selten. Bei seiner Frage musste sie kurz überlegen, doch nickte sie dann. "Essen klingt sogar ganz gut. Ich sitze hier schon seit heute früh."

@Leevi Burton

Leevi konnte es absolut verstehen, dass die junge Blondine so durcheinander war... WEnn er sich mal in ihre Lage hineinversetzen müsste, dann würde er anfangs auch nicht wissen, was er überhaupt tun sollte, zudem war Leevi ja auch noch ein bisschen älter als sie, aber das hätte ihn sicher trotzdem überfordert. Jedenfalls war er froh nicht in so einer Situation zu sein, das würde auch wahrscheinlich nicht mehr kommen, denn seine Eltern waren immerhin beide Tot und das wusste er sicher, da gab es ganz bestimmt keine Geheimnisse mehr, die entlüftet werden konnten.
"Ich weiß was du meinst, aber jetzt groß darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn es anders gelaufen würde, das bringt dich auch nicht weiter. Du hast die Situation jetzt an der Backe und du musst versuchen und lernen damit umzugehen, so hart das auch klingt, aber in der Vergangenheit zu wühlen bringt dir erstmal gar nichts, außer dass es irgendwas mit deinen Gefühlen anstellt. Jedenfalls kannst du damit die Vergangenheit auch nicht wieder zur Gegenwart machen." erklärte er ihr und musste sagen, dass er sich verdammt nach einem Therapeut anhörte und richtig klugscheißerisch. Das war er gar nicht und auch Leevi war nicht der brävste Typ den es gab, also konnte er mal schön die Fresse halten, denn auch er war damals noch sehr naiv gewesen, weswegen er wahrscheinlich jetzt so war, wie er eben war.
Der Finne schüttelte ratlos seinen Kopf, er hatte immer nur gehört, dass Kadeen seine Tochter vermisste. Mehr nicht. "Ich würde dir echt gerne weiterhelfen. Aber glaub mir, wenn er sich hätte bei dir melden können, dann hätte er das sicher gemacht, das kannst du mir glauben. Er hat oft von dir gesprochen und gesagt, dass er sein kleines Mädchen gerne sehen würde, aber warum er es letztendlich nicht gemacht hat, weiß ich auch nicht ganz sicher, tut mir leid, Lottie." sagte er und zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, wie genau er ihr helfen konnte, außer das was er ihr eben angeboten hatte.
"Okay, also... Bevor wir mit der Arbeit beginnen, gehen wir was essen. Du weißt ja... Erst das Vergnügen, dann die Arbeit." sagte er zwinkernd, stand dann auf, schnappte sich ihre Hand und zog sie einfach hoch von dem Schreibtischstuhl und zog sie mit zur Türe, schob sie heraus und schloss die Tür hinter den beiden. "Moah, ich hab so Kohldampf." stöhnte der Finne, während sie die Treppen hinunter gingen.

|| schreibst du als nächstes unten im Restaurant?